Jöhstadt wurde 1386 erstmals als Goswynsdorf in einer Schenkungsurkunde genannt. Dem Niedergang als Waldhufendorf folgte Anfang des 15. Jahrhunderts der Aufstieg zu einer Berggemeinde mit vorerst geringen Funden von Silber und anderen Metallen. Erst zu Mitte des 16. Jahrhunderts entfaltete sich der Jöhstädter Bergbau in größerem Maße. Heute noch sind viele bergbauliche Zeugnisse im unmittelbaren Stadtgebiet und in der näheren Umgebung zu finden. Alten bergbaulichen Karten sind die Namen der Gruben, wie Johannis Stolln, Segen Gottes, Steigerhanns Stolln, Lorbeerbaum, Frisch-Glück usw. zu entnehmen. In heutiger Zeit bringen Tagbrüche diese Vergangenheit manchmal unangenehm in Erinnerung. Die Rückbesinnung an die schwierigen Zeiten der Erzgewinnung, an das entbehrungsreiche Leben der Bergleute wird in der Traditionspflege einer sehr engagierten Berg-, Knapp- und Brüderschaft in Jöhstadt seit der Gründung 1655 fortgeführt. In dieses Jahr fällt auch die Verleihung des Stadtrechtes durch Kurfürst Johann Georg I. Im Jahr 2005 konnte das 350-jährige Jubiläum dieser Verleihung und die Gründung der Knappschaft gefeiert werden, die übrigens seither ihren Bestand ununterbrochen nachweisen kann.
Kriegerische Auseinandersetzungen und ihre Folgen brachten auch in Jöhstadt und den umliegenden Dörfern Not und Elend. Der Bergbau kam zum Erliegen, Hütten und Hämmer wurden zerstört. Dennoch erfolgte immer wieder ein Neuanfang und Wiederaufbau. Bis etwa 1860 waren die letzten Gruben in Betrieb. Die Hammerwerke hatten teilweise bereits eher schon ihren Betrieb aufgegeben. Mit der einsetzenden Erwerbslosigkeit mussten neue Möglichkeiten für den Lebensunterhalt geschaffen werden. Eines dieser neuen Gewerbe war der des Handelsmannes mit allerlei Kleinerzeugnissen, die meist in heimischer Produktion hergestellt wurden und das weitaus bedeutendere, der Olitätenhandel - der Handel mit Arzneimitteln, Ölen und anderen "Tränklein".
Aber auch industrielle Arbeitsmöglichkeiten entstanden in Jöhstadt. Am Dürrenberg entwickelte sich eine Fabrik für Holzbearbeitung, an der böhmischen Grenze - direkt am Schwarzwasser entstand die Fladersche Fabrik für den Bau von Feuerlöschgeräten. Händler und Handwerksbetriebe, Gaststätten und Herrbergseinrichtungen vervollständigten die städtische Entwicklung. 1892 findet sich ein weiterer geschichtlicher Höhepunkt. Mit der Eröffnung der Schmalspurbahn Wolkenstein - Jöhstadt - die in diesem Jahr am 31. Mai - auf den 120. Jahrestag ihrer Einweihung zurückblicken kann - erschloss sich das Preßnitz-Schwarzwassertal nicht nur für die im Tal angesiedelte Industrie, sondern auch für den Besucherverkehr.
Bereits vorher wurde dieses Gebiet in diversen Reiseführern angepriesen - jetzt erleichterte der Zugverkehr das Erreichen dieses Erholungs- und Wintersportgebietes einmal mehr. Viele Jahre spielte der Zugverkehr eine bedeutende Rolle - 1984 kam das vorübergehende Aus. Durch den unermüdlichen Einsatzwillen einiger Bahnfans konnte der Wiederaufbau 1989 begonnen und der heutige Bahnbetrieb von Jöhstadt nach Steinbach durchgesetzt werden - sehr zur Freude unserer Gäste, die zu jedem Höhepunkt zahlreich ins Preßnitz-Schwarzwassertal strömen. Die industrielle Entwicklung ging nach dem politschen Umschwung auch nicht spurlos an Jöhstadt vorbei. Ist die Möbelfertigung am Dürrenberg auch verschwunden, so kann man auf eine beachtliche Entwicklung des ehemaligen Fladerschen Werkes (heute PF Pumpen und Feuerlöschtechnik GmbH) verweisen. Auch im Gewerbegebiet an der Annaberger Straße sind enorme Investitionen vonstatten gegangen. Mit der Fa. Dietel Bauelemente GmbH (Reprivatisierung 1990) und Recticel Bettsysteme GmbH und dem vorher genannten sind hier die größten Arbeitgeber im Umkreis vertreten.
Nach der letzten Eingemeindung 1999, im Rahmen der Kreisgebietsreform, gehören nunmehr die Ortsteile Grumbach, Neugrumbach, Schmalzgrube, Steinbach und Oberschmiedeberg zum Stadtgebiet von Jöhstadt. In den letzten Jahren wurde sehr viel in den Ausbau der touristischen Angebote investiert. Von den immensen Aufbauarbeiten und Attraktionen der IG Preßnitztalbahn abgesehen entstanden im Wintersportbereich neben den bestens gepflegten Langlaufloipen im Winter ein attraktives Wintersportzentrum mit Lifte und Beschneiungsanlage in einem relativ schneesicheren Gebiet. Für die Sommeraktivitäten stehen zahlreiche sehr gut markierte Wander- und Radwege bereit, die mit dem Besucherbergwerk am Wegesrand und dem historischen Hochofen in Schmalzgrube gekoppelt, neben dem sportlichen Aspekt noch einen kulturhistorischen Eindruck hinterlassen. Örtliche Vereine und Gastronomen laden mit ihren Angeboten zum Besuch ein. Vielfältige Erlebnisse, Entspannung und Erholung sollen auch zukünftig unseren Gästen und den Einheimischen zur Verfügung stehen.
Text: Manfred Mauersberger (Fremdenverkehrsamt Jöhstadt), Fotos: Gerd Melzer (9)
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